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Einführung ins Sorgerecht

Eine Trennung oder Scheidung kann eine sehr stressige und emotionale Zeit für alle Beteiligten sein, insbesondere wenn Kinder betroffen sind. Eine wichtige Frage ist die nach dem Sorgerecht. In Deutschland besteht grundsätzlich die Möglichkeit eines gemeinsamen Sorgerechts zwischen beiden Elternteilen.

Das gemeinsame Sorgerecht bedeutet, dass beide Elternteile die gleichen Rechte und Pflichten in Bezug auf das Kind haben. Es geht dabei um Entscheidungen bezüglich der Erziehung, des Aufenthaltsorts und der Gesundheitsversorgung des Kindes sowie um finanzielle Fragen wie den Unterhalt.

In diesem Artikel werden wir uns näher mit dem Thema des gemeinsamen Sorgerechts im Falle einer Trennung oder Scheidung befassen und aufzeigen, welche rechtlichen Aspekte dabei zu beachten sind.

Was bedeutet „gemeinsames Sorgerecht“?

Grundsätzlich haben beide Elternteile auch nach einer Trennung oder Scheidung das gemeinsame Sorgerecht für ihre Kinder, sofern keine Gründe vorliegen, die es ausschließen.

Das gemeinsame Sorgerecht im Familienrecht sieht vor, dass beide Elternteile nach einer Trennung oder Scheidung weiterhin gemeinsam für ihr Kind oder ihre Kinder sorgen. Dies bedeutet, dass beide Elternteile dieselben Rechte und Pflichten haben und Entscheidungen in Bezug auf das Wohl des Kindes gemeinsam treffen müssen.

Das Konzept der gemeinsamen Sorge beruht auf der Annahme, dass es für das Kindeswohl am besten ist, wenn es weiterhin eine Beziehung zu beiden Elternteilen hat. Es soll dem Kind ermöglichen, auch nach der Trennung eine enge Bindung zu beiden Eltern zu pflegen und gleichzeitig die Sicherheit und Stabilität bieten, die es braucht.

Welche Modelle sind im gemeinsamen Sorgerecht üblich?

Im gemeinsamen Sorgerecht gibt es verschiedene Modelle, die von den Eltern gewählt werden können. Welches Modell gewählt wird, hängt von den Umständen und Bedürfnissen der Familie ab und sollte im Sinne des Kindeswohls entschieden werden. Die gängigsten Modelle sind:

Wechselmodell

Beim Wechselmodell teilen sich die Eltern die Betreuung des Kindes in etwa gleichen Teilen. Das Kind lebt abwechselnd bei beiden Elternteilen.

Residenzmodell

Das Kind hat einen festen Wohnsitz bei einem Elternteil, während der andere Elternteil Umgangsrecht hat.

Nestmodell

Das Kind bleibt in der gemeinsamen Wohnung und die Eltern wechseln sich ab, wer dort wohnt und wer außerhalb der Wohnung lebt.

Paritätisches Modell

Hierbei werden die Entscheidungen für das Kind gemeinsam getroffen, unabhängig davon, bei welchem Elternteil das Kind lebt.

Was sind die Rechte und Pflichten bei gemeinsamem Sorgerecht?

Bei gemeinsamem Sorgerecht haben beide Elternteile dieselben Rechte und Pflichten in Bezug auf ihr Kind. Das bedeutet, dass sie gemeinsam Entscheidungen über das Kind treffen und sich in der Erziehung abstimmen müssen. Konkret umfasst das gemeinsame Sorgerecht folgende Rechte und Pflichten:

  1. Entscheidungen über die Gesundheit des Kindes: Beide Elternteile müssen gemeinsam entscheiden, welche medizinischen Behandlungen oder Therapien das Kind erhält.
  2. Schulische Angelegenheiten: Beide Elternteile haben das Recht, in schulischen Angelegenheiten mitzuentscheiden, wie z.B. die Wahl der Schule oder der Schulform.
  3. Wohnort: Beide Elternteile haben das Recht, den Wohnort des Kindes mitzubestimmen.
  4. Freizeitgestaltung: Beide Elternteile haben das Recht, über die Freizeitgestaltung des Kindes zu entscheiden.
  5. Umgangsrecht: Beide Elternteile haben das Recht auf Umgang mit ihrem Kind.
  6. Unterhalt: Beide Elternteile sind verpflichtet, für den Unterhalt des Kindes zu sorgen.
  7. Erziehung: Beide Elternteile müssen sich in der Erziehung des Kindes abstimmen und zusammenarbeiten.

Es ist wichtig zu betonen, dass das gemeinsame Sorgerecht eine enge Zusammenarbeit der Eltern erfordert, um im Sinne des Kindeswohls Entscheidungen zu treffen. Konflikte sollten im besten Interesse des Kindes gelöst werden.

5 Tipps, wie man das gemeinsame Sorgerecht erfolgreich aufteilt

1. Das Kindeswohl muss immer an erster Stelle stehen

Gerade wenn es darum geht, bei wem das Kind die Feiertage verbringt, kommt es häufig zu Konflikten. Auch die eigene Sturheit, dem Ex-Partner möglichst keinen Schritt entgegenzukommen, ist zwar eine natürliche Reaktion nach einer Trennung, aber unangebracht, wenn es um das gemeinsamen Sorgerecht geht.

Hier müssen sich Eltern selbst zurücknehmen, denn es geht nicht um sie, sondern um das Kindeswohl. Man muss für das gemeinsame Sorgerecht Kompromisse finden. Dabei könnte man sich beispielsweise bei den Feiertagen immer abwechseln oder das Kind selbst entscheiden lassen, wo es diese verbringen möchte.

Hin und wieder ist man mit einem Kompromiss sicherlich auch mal unglücklich. Das sollte man das Kind aber nicht merken lassen. Dem Kind ein schlechtes Gewissen zu machen oder aufgrund seiner Entscheidung beleidigt zu sein, ist ein absolutes Tabu.

2. Ein fairer Umgang miteinander

Wenn es um Fairness geht, müssen beide Seiten Größe beweisen. Das beinhaltet, zu hohe Erwartungen zurückzuschrauben. Manchmal meint eine Partei auch, sie hätte Ansprüche, die sich aus einem Fehlverhalten innerhalb der gescheiterten Ehe ergeben. Derartiges Denken hat keinen Platz, wenn es darum geht, das gemeinsame Sorgerecht auszuüben.

Hier geht es nur um das Kind. Hin und wieder hilft es, sich selbst daran zu erinnern. Umgekehrt sollte jede Partei darauf achten, dass Abmachungen und Termine eingehalten werden. Sollte das nicht funktionieren, ist die andere Partei schnellstmöglich darüber zu benachrichtigen. Für das gemeinsame Sorgerecht bedarf es einer Vertrauensbasis, für die sich beide Seiten gleichermaßen bemühen müssen.

3. Die positiven Eigenschaften des Ex-Partners in den Fokus rücken

Übt man das gemeinsame Sorgerecht aus, sollte man immer wieder die positiven Eigenschaften des Ex-Partners hervorheben wie beispielsweise die Ausübung der Rolle als Vater oder als Mutter. Versteift man sich auf negative Eigenschaften, entstehen Konflikte, die sich festfahren. Die Betonung der positiven Eigenschaften wird diese verstärken und sich dabei gut auf das gemeinsam Sorgerecht auswirken.

4. Kommunikation

Kommunikation ist in jeder zwischenmenschlichen Beziehung wichtig. Das gilt auch für das gemeinsame Sorgerecht. Es ist normal, dass es unter geschiedenen Eheleuten zum Streit kommt. Diese Streitigkeiten müssen aber unmittelbar aus dem Weg geräumt werden. Auch Eigenschaften, die das gemeinsame Sorgerecht belasten (z.B. ständige Unpünktlichkeit) sollten angesprochen werden. Es gilt außerdem Missverständnisse auszuräumen und ehrlich und offen miteinander zu reden.

5. Der Klügere gibt nach

Manchmal verlangt es das gemeinsame Sorgerecht einer Partei ab, nachzugeben. Dazu gehört es auch, dass ein Opfer gebracht werden muss, welches die Partei eigentlich nicht bringen möchte. Doch hier muss wieder an das Kindeswohl gedacht werden. Es wird vielleicht nie ganz einfach sein, das gemeinsame Sorgerecht mit dem Ex-Partner zu teilen.

Was passiert, wenn ein Elternteil gegen das Sorgerecht verstößt?

Wenn ein Elternteil gegen das Sorgerecht verstößt, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen der Verstoß geringfügig ist und keine Konsequenzen hat. Wenn beispielsweise ein Elternteil ein Kind zu spät von einer Aktivität abholt oder das Kind mit Süßigkeiten verwöhnt, wird dies normalerweise nicht als Verstoß gegen das Sorgerecht betrachtet.

Schwerwiegendere Verstöße können jedoch zu gerichtlichen Maßnahmen führen. Beispielsweise kann ein Elternteil das Sorgerecht verlieren, wenn er oder sie das Kind körperlich oder emotional missbraucht oder vernachlässigt. Auch wenn ein Elternteil sich weigert, dem anderen Elternteil den Umgang mit dem Kind zu ermöglichen, kann dies als Verstoß gegen das Sorgerecht angesehen werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass im Falle eines Verstoßes gegen das Sorgerecht immer die Interessen des Kindes im Vordergrund stehen sollten. Gerichtliche Maßnahmen müssen sorgfältig abgewogen werden und sollten nur dann eingesetzt werden, wenn sie tatsächlich im besten Interesse des Kindes sind.